// SZ: "Der große Wurf"
29 Mai
SZ: "Der große Wurf"
Die Handballer des TSV Unterhaching und des SV-DJK Taufkirchen schließen sich auch im Erwachsenenbereich zusammen. Beim Nachwuchs hat sich die Zusammenarbeit bereits bewährt
Von Pascal Grosch, Unterhaching
Gerade noch einmal gut gegangen. So könnte das Fazit der Bayernliga-Handballer des TSV Unterhaching nach dieser Saison ausfallen. Am vorletzten Spieltag der abgelaufenen Saison sicherte sich das Team von Trainer Christian Sorger mit einem deutlichen 37:25-Sieg beim Landkreis-Konkurrenten TSV Ismaning und mit Schützenhilfe aus den anderen Hallen den Klassenerhalt in Bayerns höchster Spielklasse.
Diese Rettung in nahezu letzter Sekunde ist für die Hachinger Handballer von existenzieller Bedeutung - denn der TSV bastelt gemeinsam mit den Nachbarn aus Taufkirchen intensiv an der Zukunft. Aus zwei Vereinen wird einer; Kräfte sollen gebündelt und Synergien genutzt werden. HT München heißt das Projekt, das Deutschlands beliebtester Hallensportart im Münchner Süden zu neuem Glanz verhelfen soll: Handball im Hachinger Tal.
380 Jugendliche gehen bei der HT München auf Torejagd
Der Verbleib gerade der ersten Männermannschaft in der Bayernliga spielt dabei für die Verantwortlichen eine entscheidende Rolle. "Wir bilden künftig auch im Seniorenbereich eine Spielgemeinschaft mit dem SV-DJK Taufkirchen", sagt Klaus Heydenreich, Pressesprecher beim TSV Unterhaching. Nach jeder Menge Organisationsaufwand sei die Fusion mittlerweile vom Bayerischen Handball-Verband (BHV) genehmigt worden. Ein endgültiger Schritt, der seine Anfänge bereits zur Saison 2016/2017 nahm.
Denn seitdem treten beide Vereine im Jugendbereich von der D-Jugend an bereits unter gemeinsamer Flagge an. Etwa 380 Jugendliche gehen unter dem Namen HT München auf Torejagd. "Wir hatten das Projekt relativ lange vorbereitet und es hat dann auch super geklappt. Das Fazit fällt durchweg positiv aus", sagt Heydenreich. "Aus der Jugend kommen die Spieler dann in den Herrenbereich. Da ist es nur logisch, dass wir da auch eine Fusion auf die Beine stellen. Sonst müssten sich die jungen Leute entscheiden, ob sie lieber für Taufkirchen oder für Unterhaching spielen wollen."
Mit dem Zusammenschluss erübrigt sich künftig die Frage nach der Vereinszugehörigkeit. "Auf lange Sicht wollen wir natürlich Stück für Stück nach oben schauen. Der nächste Schritt ist aber erst einmal, sich in der Bayernliga zu etablieren", stellt Klaus Heydenreich klar und bescheinigt dem Projekt für die Region eine gute Zukunftsperspektive. "Die Fusion hat schon eine gewisse Strahlkraft. Primäres Ziel ist es, im Hachinger Tal erfolgreich zu sein." Der Pressebeauftragte des TSV erhofft sich durch die Partnerschaft mehr Zuschauer. "Schließlich ist die gemeinsame Basis künftig viel größer."
Dass es gegen Ende der letzten Saison für die Hachinger Männer um Spielmacher Martin Dauhrer noch einmal eng werden könnte, damit hatten nach der Vorrunde wohl die wenigsten gerechnet. "Wir haben eine super Hinrunde gespielt", sagt Trainer Christian Sorger, der nun auch für die neue Männermannschaft des der HT München verantwortlich zeichnen wird. Bis zur Winterpause standen sieben Siege bei sechs Niederlagen zu Buche. Mit 14:12 Punkten war der TSV im sicheren Mittelfeld der Liga angekommen, der Abstiegskampf schien meilenweit entfernt zu sein. Doch weit gefehlt: Nach drei Niederlagen zum Start in die zweite Saisonhälfte steckte Unterhaching immer mehr in der Bredouille. "Wir sind in der Rückrunde in Schwierigkeiten geraten und haben nicht mehr so viel investiert wie noch in der Hinrunde", sagt Sorger. "Mit jeder Niederlage ist das Selbstvertrauen gesunken. Die Mannschaft ist mit dem Druck nicht klar gekommen." Dem Team gelang dann aber doch noch mit drei Siegen aus den letzten vier Partien der Turnaround. Am Ende landeten die Hachinger auf Platz neun.
"Wir freuen uns auf die Fusion und hoffen noch mehr Zuschauer mobilisieren zu können", sagt Sorger. In sportlicher Hinsicht werde sich allerdings für seine Mannschaft nicht viel ändern. "Es wird kein großer Unterschied zur aktuellen Situation sein. Bei Taufkirchen gibt es maximal einen Spieler, der unserer ersten Mannschaft helfen könnte", schätzt Sorger die Stärke des zukünftigen Partners ein, dessen erste Mannschaft in der Bezirksoberliga, Oberbayerns höchster Klasse, letzte Saison Achter wurde.
In Taufkirchen sind die Frauen das starke Geschlecht
In erster Linie soll die Spielgemeinschaft im Seniorenbereich auch nicht der Bayernliga-Mannschaft zugutekommen, sondern den Teams darunter. Hachings zweite Mannschaft wurde in der vergangenen Saison Meister in der Bezirksoberliga - als Konkurrent des SV-DJK - und spielt nächste Saison in der Landesliga. "Der Aufstieg der zweiten Mannschaft war wichtig. So haben wir einen guten Unterbau", ist Klaus Heydenreich überzeugt. Ambitioniert sind auch die dritte und vierte Vertretung des TSV. In der Bezirksliga beziehungsweise in der Bezirksklasse verpassten die Hachinger Mannschaften den Titelgewinn jeweils nur knapp.
Bei den Frauen des TSV zeigte jener Trend zuletzt indes deutlich nach unten. In der Bezirksoberliga gelangen dem Team in 22 Saisonspielen lediglich drei Siege. So geht es mit einer Ausbeute von 7:37 Zählern in die Bezirksliga. "Wir hatten einige Abgänge zu verschmerzen und konnten uns daraufhin nur quantitativ verstärken. Der Mannschaft hat dann einfach die Erfahrung gefehlt", sagt Trainer Thomas Christ. Ohnehin profitiert die neue Spielgemeinschaft HT München in diesem Fall von den Erfolgen des SV-DJK Taufkirchen: Die erste Frauenmannschaft unter Trainer Oliver Götsch hat sich als feste Größe in der Landesliga Süd etabliert.
Die Erfahrungen aus den seit zwei Jahren fusionierten Jugendabteilungen erlauben tatsächlich einen optimistischen Blick in die Zukunft - denn dort ernten die Spieler und Trainer bereits die Früchte ihrer harten Arbeit. In den kürzlich abgeschlossenen Qualifikationsrunden für die kommende Spielzeit konnten sich die Mädchen der C-Jugend und die B-Jugendlichen für die Bayernliga qualifizieren, drei Jugendteams schickt das Hachinger Tal in die Landesliga und fünf in die sogenannte übergreifende Bezirksoberliga. Die Nachwuchstalente scheinen gewillt zu sein, ihren Vorbildern aus den ersten Mannschaften nachzueifern. Die Basis für eine gute Zukunft ist also gelegt.
Quelle: Süddeutsche Zeitung