// MM: „Die Gesundheit der Mitglieder ist oberstes Gebot“
12 Nov
MM: „Die Gesundheit der Mitglieder ist oberstes Gebot“
So steht die Sport-Basis zum DFB-Appell, den Amateur-Sportbetrieb wieder zu ermöglichen
(Bitte für den Bericht des Münchner Merkur auf das Bild klicken)
„Die Gesundheit der Mitglieder ist
oberstes Gebot“
So steht die Sport-Basis zum DFB-Appell, den
Amateur-Sportbetrieb wieder zu ermöglichen
Landkreis – In einem Appell an die Politik setzt sich der DFB
dafür ein, den Trainingsbetrieb im Amateursport wieder zuzulassen, zumindest
unter freiem Himmel im organisierten Kinder- und Jugendbereich. Der Münchner
Merkur hat sich bei einigen Vereinen umgehört, wie die Verantwortlichen zu
dieser Frage stehen.
Matthias Schmidt, Fußball-Abteilungsleiter TSV Ottobrunn: „In
meinen Augen wäre es für die Kinder und Jugendlichen jetzt optimal, in kleinen
Gruppen zu trainieren, wie nach dem ersten Lockdown. Da können sie sich nicht
verstecken, man kann sehen, wer mit wem trainiert, alle werden erfasst. Warum
sollte das jetzt nicht gehen? Sie sitzen acht, neun Stunden in der Schule
zusammen und dann zuhause an der Konsole, statt ihrem Hobby nachzugehen, bei
dem nachweislich nichts passiert. Wir versuchen sie über Aufgaben und kleine
Wettkämpfe bei der Stange zu halten, zum Beispiel über eine Laufgruppe bei
WhatsApp. Da pushen sie sich gegenseitig. Aber wir wären eben auch dafür,
wieder auf den Platz zu dürfen. Denn wir verlieren Zeit in der Ausbildung.
Selbst mit kleinen Gruppen von vier Kindern wäre viel gewonnen. Auch die
Gemeinschaft ist wichtig. Der Mensch ist ein Gemeinschaftstier, auch da bringen
selbst kleine Gruppen was. Die Jungs brauchen das in dem Alter.“
Klaus Heydenreich, Sprecher HT München: „Wir vertreten für
den Handball-Jugendbereich in Unterhaching und Taufkirchen eine einheitliche
Sichtweise. Die Gesundheit der Mitglieder ist dabei oberstes Gebot. Es wird
zwar angenommen, dass für Kinder die Gefahr geringer ist, und wir hatten im
ersten Lockdown ein sehr aufwändiges Hygienekonzept, in dem beispielsweise die
Kleingruppen bei den Kleinsten noch einmal geteilt wurden. Aber wir halten uns
einfach an die Regeln, da wir als großer Verein eine Vorbildfunktion haben,
auch wenn es natürlich immer Diskussionen gibt. Training im Freien wäre im
Handball im Moment ja auch schwierig. Im Sommer haben wir das gemacht, da gab
es die Möglichkeit und es wurde auch super angenommen. Nun aber läuft diese
Form ins Leere. Letztlich ginge es ums Joggen, das können die Kinder auch
alleine. Wir hoffen, dass man im Dezember wieder trainieren kann, der
Spielbetrieb im Handball ist ohnehin schon bis Ende des Jahres ausgesetzt.
Alternativen gibt es, so werden Trainingspläne per WhatsApp verschickt. Bei
meiner Tochter, die in der D-Jugend spielt, habe ich mitbekommen, dass sie
Video-Schnipsel von ihrem Workout an die Gruppe verschickt, das beschert den
Mädchen dann auch ein gewisses Gemeinschaftserlebnis, wenn sie sehen: Eine macht
gerade auch Seilspringen, eine andere Situps. Das macht ihnen Spaß. So ähnlich
wird das in allen Mannschaften praktiziert.“
Dennis Petersen, Jugendleiter des FC Deisenhofen: Ich bin
hin- und hergerissen. Ich habe am Anfang der Beschlüsse von Berlin den Verbands-Jugendleiter
Florian Weißmann gefragt, ob sich der Verband für den Trainingsbetrieb stark
machen könnte. Aber er meinte, da so viele Spiele abgesagt werden, sei dies
keine Option. Nun ist Training meiner Meinung nach etwas anderes als ein Spiel,
weil es überschaubar ist, die meisten Vereine haben außerdem sehr gute
Hygienekonzepte. Und ich habe selber Kinder: Sie brauchen die Bewegung. Wenn
die Eltern die Kinder nicht an die frische Luft bekommen, haben wir langfristig
ein Problem. Bei uns draußen in Deisenhofen geht es vielleicht, aber in München
stelle ich es mir schwierig vor. Da ist der organisierte Sport zwingend
notwendig, aus drei Gründen: Zum einen wegen der sonst entstehenden
gesundheitlichen Nachteile, zum zweiten, weil wir einen großen Teil der
Entwicklung verlieren und zum dritten, weil die Gefahr besteht, dass die
Vereine Mitglieder verlieren. Auf der anderen Seite können wir 75 Prozent der
Infektionen nicht zuordnen. Ich glaube zwar nicht, dass der Fußball dafür
verantwortlich ist, aber ich bin der Meinung, dass die Regierung versucht, so
gut wie möglich für unsere Gesundheit zu sorgen. Man sollte also mitziehen,
wenn sie sagt, man muss die Kontakte reduzieren. Deshalb sehe ich es
zwiespältig. Das ist übrigens auch die Tendenz bei den Eltern. Manche sagen:
Was kann man tun, um das Training zu ermöglichen. Andere sind vorsichtiger,
würden ihre Kinder zum Beispiel in der Halle gar nicht trainieren lassen. Aber
ich habe das Gefühl, generell wollen die Eltern schon, dass ihre Kinder in der
Freizeit Sport treiben. Diskutieren könnte man über die Altersgrenzen. Mit 15
oder 16 können die Jugendlichen alleine joggen, das geht bei einem
Siebenjährigen nicht. Als Alternative haben wir beim FCD auch eine
Video-Plattform, die wir beim ersten Shutdown entwickelt haben. Die Erfahrung
zeigt aber: Das war am Anfang ein Hype, dann schläft es irgendwann ein.“
Lars Frederick, Volleyball-Leiter weibliche Jugend beim TSV
Unterhaching: „Ich wäre, im Sinne der Kinder, grundsätzlich für eine
Fortsetzung des Spiel- und Trainingsbetriebes. Mannschafts-Volleyball lässt
sich leider nur begrenzt im Freien ausüben, insbesondere im Winterhalbjahr.
Gerade bei den jüngeren Altersklassen U12 bis U14 stehen aber nur zwei, drei
oder vier Spieler gleichzeitig in einer Mannschaft auf dem Spielfeld. Zudem ist
Volleyball auch kein direkter Kontaktsport, da die Mannschaften durch ein Netz
getrennt sind. Auch stehen die Spieler meist nicht direkt nebeneinander und
halten vielfach automatisch einen gewissen Abstand. Bei einer Begrenzung von
zum Beispiel zehn Teilnehmern je Hallendrittel wären rein rechnerisch gut 20
Quadratmeter je Teilnehmer vorhanden. Das ist wesentlich mehr als die Schüler
normalerweise in einer Schulklasse haben. Auch eine Lüftungspause wäre kein
Problem. Bei uns gab es keinerlei Infektionen innerhalb des Trainings, alle
Infektionen kamen von außerhalb. Von daher sehe ich kein wesentlich erhöhtes
Infektionsrisiko im Jugendtraining. Mit entsprechenden Hygienekonzepten lässt
sich ein Training durchaus durchführen. Gerade aus den gemeinsamen Aktivitäten
ziehen unsere Spieler ihre Motivation. Wer zu uns kommt, sucht explizit die
Gemeinschaft einer Teamsportart und will diese auch erleben. Die Kinder lernen
so viel bei uns, was die Begriffe Rücksicht, Team, Starke unterstützen
Schwache, Verantwortung übernehmen, Selbstsorganisation, betrifft. Das sind
wichtige Kernelemente und Auftrag des Breitensports - gerade im Jugendtraining!
Den meisten Eltern wäre eine Fortsetzung des Trainingsbetriebes unter
entsprechenden Hygienekonzepten lieber als ein kompletter Lockdown, so wie wir
ihn jetzt haben. Natürlich steht es jedem frei, sich unter den gegebenen
Umständen für oder gegen eine Trainingsteilnahme zu entscheiden, die
allermeisten Kinder sind aber weiter gerne zu unseren Trainings gekommen. Die
Eltern haben uns hier vertraut.“
Enrico Tzschoppe, stellvertretender
Leichtathletik-Abteilungsleiter und Trainer der U14 und U12 beim TSV
Unterhaching: „Wir finden diese Initiative sehr gut und hoffen, dass sie
erfolgreich ist. Grundsätzlich sprechen auch wir uns für eine Wiederaufnahme
des Vereinstrainings aus. Natürlich ist es aufgrund der aktuellen Lage nur
unter Einschränkungen möglich. Dass es funktioniert, haben der Mai und der Juni
gezeigt, als wir mit Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln in Kleingruppen
trainiert haben. Das hat hervorragend funktioniert und wurde von den Eltern,
vor allem aber von den Kindern, dankend angenommen. Für die Kinder ist das
Vereinstraining sehr wichtig. Nicht nur, um sich zu bewegen sondern auch, um ihre
sozialen Kontakte im Verein aufrecht zu erhalten. Als wir im Mai wieder
begonnen haben, waren die Kinder so glücklich. Sie sind mit riesiger
Begeisterung wieder ins Training gekommen und sie sind selbst dann gekommen,
als es in Strömen geregnet hat. Hauptsache wieder Training. Training ist auf
dem Sportplatz auf jeden Fall möglich, in Kleingruppen und mit verkürzter Zeit.
Training in den Hallen ist schwierig, aber ebenfalls möglich. Man könnte von
den 90 Minuten Trainingszeit 20 Minuten für Lüftungszeiten nehmen, zum
Beispiel: Beginn um 16.40 Uhr statt um 16.30 Uhr und Ende um 17.50 Uhr statt um
18 Uhr, anschließend Lüftung der Hallen und Beginn der nächsten Gruppe um 18.10
Uhr statt um 18 Uhr und Ende um 19.20 Uhr statt um 19.30 Uhr und so weiter. Wir
sind also grundsätzlich der Meinung, dass Vereinssport unter Auflagen wieder
stattfinden sollte und würden dies auch unterstützen.“
Zusammengefasst von Umberto Savignano.