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14 Jun
Flagge zeigen
HT München gegen Rassismus und Diskriminierung
Der Tod des Afroamerikaners George Parry Floyd am 25. Mai
2020 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota erschüttert die Welt. Das Thema
Rassismus ist in den Medien und den Köpfen der Menschen präsent.
Wir leben, mal von der Corona-Pandemie abgesehen, in einer offenen Welt. Man
kann mit allen erdenklichen Verkehrsmitteln nahezu jeden Fleck auf der Erde
bereisen und viele Menschen und Kulturen kennenlernen. Wir leben in einer Welt
mit Zugang zu freien Informationen, Zeitungen, Fernsehen und Internet machen es
möglich. Dennoch ist leider auch im Jahr 21. Jahrhundert der Rassismus immer
noch omnipräsent, nicht nur in Amerika, sondern in allen Ländern, auch in
Deutschland.
Zeigte ein großer Teil von Deutschland vor allem während der Flüchtlingskrise
2015 ein großes Herz und Solidarität, waren es auf der anderen Seite auch viele
Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, die das Land erschütterten. Ein Politiker
einer stark rechts orientierten Partei beleidigte den deutschen Nationalspieler
Jerome Boateng vor der WM 2016 sogar mit den Worten: „Keiner will ihn als
Nachbarn haben!“
Rassismus und Diskriminierung fangen aber nicht erst bei einer beleidigenden
Aussage, abwertenden Gesten oder Gewalt(androhungen) an, sondern bereits viel
früher. Oft sind es unbewusste und nicht böse gemeinte Fragen wie: „Wo kommst
du her?“ Und wenn auf die Antwort „Deutschland“ auch noch ein: „Und woher
wirklich?“ nachgeschoben wird. Schnell verfällt man auch in eine persönlichere
Frage: „Kannst du dich erinnern, als du das erste Mal wegen der Hautfarbe
anders behandelt wurdest?“ Diese Fragen und Handlungen implizieren die
Feststellung, dass jemand „anders“ ist und können mit dem Oberbegriff
Alltagsrassismus zusammengefasst werden.
Auch Sportvereine werden mit Formen von Rassismus konfrontiert, der 1. FSV Mainz 05 zum Beispiel: Ein Fan wollte seine Mitgliedschaft mit der Begründung
kündigen, dass "seit mehreren Spielen neun Schwarze für den Verein auf dem
Platz standen. Es ist ja gar nicht rassistisch, aber wenn man sich mehr beim
Afrika Cup als in der Bundesliga wähnt", dann sei das "nicht mehr
sein Verein". Der FSV antwortete ganz klar, dass für den Verein
"Hautfarben und gruppenbezogene Merkmale von Menschen keine Rolle
spielen". Normalerweise bedauere man Kündigungen, in diesem Fall nicht.
Niemand wird rassistisch geboren. Ein interessantes Beispiel: Diese Woche haben
wir die Verlinkung zu einem Video gesehen, in dem ein Vater sein Kind ins
Wohnzimmer ruft und es fragt, was er auf dem Fernseher sieht. Es waren vier Fotos
mit jeweils zwei Kindern unterschiedlicher Hautfarbe zu sehen. Wie
selbstverständlich antwortete das Kind im Vorschulalter zu den einzelnen Fotos:
zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, zwei Jungen, zwei Mädchen. Auch auf die
Nachfrage, was es denn noch sehen würde oder was besonders auf den Bildern ist,
kam kein Ton zu den unterschiedlichen Hautfarben, sondern nur zu den Gesten der
Kinder auf den Bildern. Die Kinder pflücken Blumen, geben sich ein Kuss auf die
Wange, umarmen sich oder spielen miteinander. Das zeigt uns deutlich, dass
Rassismus erst später in die Köpfe der Menschen wandern. Dabei sind
Nachrichten, die uns lenken, Erfahrungen oder die Wahrnehmung von Gesten und
Aussagen anderer Menschen entscheidend, oft leider in der eigenen Familie.
Auch unter den Freunden und Mitgliedern des HT München sind Menschen aus
verschiedenen Kulturen vertreten. Unter Sportlern nimmt man nahezu nie
Rassismus wahr. Man kämpft gemeinsam für ein sportliches Ziel. Wir als Verein
haben uns aber auf die Fahnen geschrieben, nicht nur für sportliche Ziele zu
kämpfen, sondern uns auch gesellschaftliche Ziele zu stecken. Das bedeutet für
uns, aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung vorzugehen. Jetzt heißt es,
Farbe zu bekennen und sich offen gegen Unterdrückung zu stellen und
einzuschreiten, wenn andere beleidigt, gemobbt, ausgeschlossen, belästigt oder
angegriffen werden. Unser Aufruf an alle im Verein: Werdet nicht aus Angst
selbst zum Täter, sondern zeigt, ohne die eigene Gesundheit in Gefahr zu
bringen, Zivilcourage. Täter haben kein Recht darauf durch Schweigen geschützt
zu werden.
Es gibt auch gar keinen Grund, warum es anders sein sollte. In jedem Menschen,
egal ob klein, groß, dick, dünn, große Nase, kleine Ohren, heterosexuell,
homosexuell, Transgender, weiß oder schwarz fließt rotes Blut, dass durch ein
Herz in alle Organe gepumpt wird. Jeder Mensch hat ein Gehirn, sein Denken und
eine Seele, die verletzt werden kann.
Um den Kreis zu schließen, blicken wir zum Abschluss nochmals in die USA. Dort
ging der Spielmacher der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, beim Abspielen
der Nationalhymne vor jedem Spiel in die Knie, um auf Rassismus aufmerksam zu
machen – eine verbreitete Geste von Soldaten, die damit ihrer gefallenen
Kollegen gedenken. Auf Druck von US-Präsident Donald Trump wurden die knienden
Spieler scharf kritisiert. Jetzt, Jahre später, räumt die Liga Versäumnisse ein
und macht endlich die Rolle rückwärts. Ein richtiger Schritt – wenn auch zu
spät für Kaepernick, dessen Karriere mit dem Streit beendet war. Lasst uns
dafür arbeiten, dass es bei uns niemals so weit kommt!
#blacklivesmatter #noracism #gegenrassismus
#gegendiskriminierung #respect
Fälschlicherweise wurde zu Beginn der Hashtag "#alllivesmatter" benutzt. Auf Hinweis und Nachforschung nehmen wir selbstverständlich Abstand von diesem! Wir bitten das Versehen zu entschuldigen!
LINK: Todesfall George Floyd (Wikipedia deutsch)
LINK: Kein Platz für Rassismus (1. FSV Mainz 05)
LINK: No one is born racist. (Twitter Mike Hill)
LINK: Ein amerikanischer Held: Colin Kaepernick (ZDF Sport Doku)
LINK: Warum Du #blacklivesmatter nicht mit #alllivesmatter kontern solltest! (WMN)